Und am Ende führen doch alle Wege nach Rom!

Seit März 2020 hatte die Corona-Pandemie nicht nur den gewöhnlichen Unterrichtsalltag an den Schulen durcheinandergebracht. In manchen Bereichen war das Schulleben gar völlig zum Erliegen gekommen. So konnten Klassen- und Kursfahrten über zwei Jahre gar nicht stattfinden und Vieles davon würde kaum nachgeholt werden können. Umso größer war die Freude unter den Lateinlernenden der Oberstufe wie auch unter den Lateinlehrenden, als Anfang 2022 die Planungen für eine Romfahrt beginnen konnten, die lange aufgeschoben war und von der man schon gar nicht mehr gedacht hätte, dass diese noch würde stattfinden können.

Am 4. September war es schließlich so weit, die Lateinschülerinnen und Lateinschüler der Q1 und der Q2 sowie einige ehemalige Lateinschülerinnen und Lateinschüler – eigentlich wäre man ja bereits in Jahrgangsstufe 11 gefahren – machten sich in Begleitung von Frau Fiedler und Frau Griesing auf den Weg in die ewige Stadt. Auf fünf erlebnisreiche Tage durfte man sich freuen, obgleich die Zeit in Rom nicht einfach “Urlaub” bedeuten würde, denn letztendlich war die Romfahrt eine Studienfahrt. Im Rahmen der Besichtigung zahlreicher Sehenswürdigkeiten würden die Schülerinnen und Schüler selbst die tour guides spielen, hatten sie sich im Vorfeld der Fahrt doch eingehend mit den unterschiedlichsten Themen und Orten befasst, was sie ihren Mitschülerinnen und Mitschülern nun entsprechend vermitteln würden.

Nach einem langen Anreisetag mit Flug ab Berlin-Brandenburg gab es keinerlei Schonfrist. Bei hochsommerlichem Wetter stand für die Gruppe an Tag 1 unmittelbar das antike Rom auf dem Programm. Man erkundete das Foro Romano, das damalige Zentrum der Stadt, wo römische Politiker und berühmte Oratoren wie Marcus Tullius Cicero von der Rednertribüne (lat. rostra) zum Volk gesprochen hatten. Weiter ging es zum Palatin, einem der sieben Hügel Roms und dem legendären Gründungsort der Stadt – hier soll Romulus bei einer Vogelschau als Sieger über seinen Bruder Remus hervorgegangen sein. Den Höhepunkt des Tages stellte für viele aber wohl die Besichtigung des Kolosseums dar, dem Ort, an dem die Gladiatorenspiele stattfanden. Im Innenbereich dieses Amphitheaters ließ sich nur erahnen, um was für einen Hexenkessel es sich damals gehandelt haben muss: Mehr als 50.000 Menschen konnten im Kolosseum Platz finden. (Fun fact am Rande: Der Bau des Kolosseums dauerte sechs Jahre kürzer als der Bau des Berliner Flughafens!) Vorbei an den Kaiserforen ging es bis hoch zum Kapitol, dem bedeutendsten der sieben Hügel Roms, wo sich in der Antike der Tempel des Jupiter befand und wo die Triumphzüge siegreicher Feldherren endeten. Entlang des Marcellustheaters führte der Weg schließlich zur Isola Tiberina, einer kleinen Insel im Tiber, ehe der Tag im gemütlichen Stadtteil Trastevere bei Pizza und Pasta seinen Ausklang finden sollte. Fast, denn trotz Ermüdungserscheinungen infolge der mehr als 20.000 zurückgelegten Schritte erkundeten manche noch weiter das abendlich beleuchtete Rom, während andere sich in der Hotellobby beim Kartenspielen gegenseitig herausforderten.

Um viele Eindrücke vom antiken Rom reicher, sollte Tag 2 einen ganz anderen Schwerpunkt haben. Es ging in den Vatikan. Nach einem Spaziergang durch die Stadt, bei dem noch ein kleiner Zwischenstopp an der Engelsburg eingelegt wurde, besuchte man zunächst die Vatikanischen Museen. In Anbetracht der Menschenmassen, die sich durch die einzelnen Ausstellungsräume bewegten, war es jedoch eine kleine Herausforderung, die bedeutenden Werke wie z.B. das Fresko “Die Schule von Athen” des Malers Raffael oder eine Statue des Kaisers Augustus, die auf das 1. Jahrhundert nach Christus datiert werden kann, nicht zu verpassen. Am Ende fand zumindest jeder den Weg in die Sixtinische Kapelle, die einen mit ihren detailreichen Wand- und Deckengemälden doch sehr beeindruckte. Am Nachmittag stand der Besuch des Petersdoms auf dem Programm, der ganz bestimmt auch in Erinnerung bleiben wird. Zufälligerweise fand gerade eine Messe im Dom statt, die gespannt verfolgt werden konnte, auch wenn man des Italienischen nicht unbedingt mächtig war.

Der dritte Tag führte die Gruppe zunächst nach Ostia antica, in die ehemalige Hafenstadt Roms, die nicht nur ein Gefühl für den Aufbau einer römischen Stadt vermittelte, sondern einen auch mit etwas Vorstellungsvermögen tief in den Alltag in einer römischen Stadt eintauchen ließ. Auf einmal stand man mitten in einem Atriumhaus, dessen Aufbau man in der 6. Klasse kennengelernt hatte, besuchte eine der zahlreichen Thermenanlagen oder kaufte bei einem Fischhändler ein. Auch ein Bummel vorbei an den antiken Kontorhäusern, die in Fußbodenmosaiken ihr Angebot zur Schau stellten, durfte ebenso wie ein Theaterbesuch oder der obligatorische Gang über das Forum nicht fehlen. Voll der Eindrücke legten manche während der Rückfahrt im Zug einen kurzen Powernap ein, um für die anschließenden Besichtigungen der Spanischen Treppe und der Ara pacis wieder aufnahmebereit zu sein. Am Friedensaltar des Augustus, dem architektonischen Gegenstück zu Vergils Aeneis, lässt sich in feinsten Reliefs neben Augustus’ imperialer Macht die römische Staatsidee und die Kontinuität der römischen Geschichte bestaunen. Mit dem dortigen Besuch endete am Nachmittag das offizielle Programm des vorletzten Tages  in der ewigen Stadt. Der Abend stand zur freien Verfügung. Dies nahm knapp die Hälfte der Gruppe zum Anlass, um mittels virtual reality im Circus Maximus Zuschauer eines antiken Wagenrennens zu werden und mehr über das Bauwerk, das sich heutzutage als kaum mehr als eine Wiese präsentiert, und dessen Nutzung zu erfahren.

Koffer gepackt und ausgecheckt, nahm man sich am letzten Tag noch ein paar weitere Highlights vor, ehe es zum Flughafen Roma Fiumicino und von dort wieder zurück nach Hause gehen sollte. Bei nicht mehr ganz so schönem Wetter besuchte die Gruppe als erstes die Caracalla-Thermen. Diese antiken Badeanlagen beeindruckten abgesehen von den Mosaiken vor allem durch ihre Größe und Weitläufigkeit. Kaum vorstellbar, wie viele Römer sich hier im Wärmeraum (lat. tepidarium), im Kaltwasserbad (lat. frigidarium) und in den anderen Bereichen die Zeit vertrieben. Nach dem Besuch der Caracalla-Thermen ging es dann zum wohl besterhaltenen antiken Monument Roms, dem Pantheon. Das imposante Bauwerk mit seiner großen halbkugelförmigen Kuppel diente, wie der Name besagt, ursprünglich als Tempel, der allen Göttern geweiht war. Nach einer kurzen Mittagspause, in der noch letzte Souvenirs gekauft wurden oder ein Eis in Roms ältester Gelateria, Giolitti, genossen wurde, endete das Programm am berühmten Trevi-Brunnen. Manche wagten sich dort an den Münzwurf: Wie eine Legende besagt, wird man bald nach Rom zurückkehren, wenn es einem gelingt, mit dem Rücken zum Brunnen stehend eine Münze über die linke Schulter in den Brunnen zu werfen.

Ob der Münzwurf geglückt ist oder nicht, die fünftägige Romfahrt hat allen Teilnehmenden sehr gut gefallen, sodass sicherlich der oder die eine oder andere auch in Zukunft noch einmal den Weg zurück in die ewige Stadt finden wird.

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