Frau Karin Schlesinger, die als Lehrkraft für die Fächer Deutsch und Geschichte an einem
Gymnasium in der DDR und nach der Wende bis zum Jahr 2005 im wiedervereinigten
Deutschland arbeitete, berichtete dem Bili-Kurs Geschichte des 11. Jahrgangs in spannenden 90
Minuten über Einzelaspekte des Lebens und Arbeitens in der DDR, in der Wendezeit, dem
eigentlichen Thema des Kurses, und auch danach.
Frau Schlesingers Familie wurde als Flüchtlingsfamilie in das Gebiet, das heute das Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern umfasst, vertrieben. Der Wiederanfang dort nach zum Teil
traumatischen Erlebnissen während der Flucht prägte besonders die Anfangszeit und somit auch
die Kindheit und Jugend Frau Schlesingers, die 1950 geboren wurde und die diese Zeit trotz der
vielen Entbehrungen als eine glückliche Zeit erinnert.
„Man hat sich“, so Frau Schlesinger, „nach den Erlebnissen während der Flucht in der DDR
eingerichtet.“ Die Sicherstellung des Lebensunterhalts bei zunächst sehr geringen Löhnen stand
im Mittelpunkt des Alltags. Zwar habe man vom Marshallplan gehört und sich gewünscht, daran
teilgehabt zu haben, ihr seien aber auch die Vorzüge der entstehenden DDR deutlich gewesen,
die weder nach Herkunft noch nach Einkommen unterschied und allen Schülerinnen und Schülern
Bildung als festes Fundament einer guten Zukunft zukommen ließ, die soziale Begegnungen auch
nach der Schule organisierte und anbot, so dass die Jugendlichen wie selbstverständlich als
zunächst „Junge Pioniere“ und später als FDJ (Freie Deutsche Jungend) in die sozialistische
Gesellschaft hineinwuchsen und diese an verantwortlicher Stelle mit aufbauten und gestalteten.
„Die Wende,“ so Frau Schlesinger, „hat alles verändert.“ Auf einmal waren die alten Schulbücher
nicht mehr gut genug, die Lehrpläne wurden neu geschrieben, die Lehrkräfte bildeten einander
fort und auch die älteren Schülerinnen und Schüler zeigten in dieser Zeit ein besonderes
Engagement für die Fächer und deren neue, ergänzte Inhalte.
Frau Schlesinger ist heute noch, dies wurde in dem Gespräch über ihre Schülerinnen und Schüler,
über die Schule an sich und über die Veränderungen dort, Lehrerin mit „Herz und Seele“, die in
ihrem spannenden und sehr persönlichen Vortrag sehr geschickt historische Informationen mit
persönlich Erlebtem verband und so einen Einblick in die Zeit vor, während und nach der Wende
vermittelte. Dieser Einblick ermöglicht zudem die für das Verständnis historischer Ereignisse
überaus wichtige Multiperspektivität, die unser Verständnis historischer Inhalte fördert.
Vielen Dank für diesen Besuch.