#niewieder – Erinnerungskultur am PMG (Gedenkstättenfahrt der Q1)

Am 23.4.2023 holten wir, die Q1, unsere Gedenkstättenfahrt in ein Konzentrationslager nach, welches am PMG eigentlich für die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse vorgesehen ist, bei uns allerdings aufgrund von Corona entfallen musste. Zusammen mit Herrn Völkel und Herrn Lüschen ging es in den Norden Thüringens zur Gedenkstätte „Mittelbau-Dora“.

 

Nach der Ankunft wurde wir in zwei, mehr oder weniger gleich große, Gruppen aufgeteilt, welcher sich jeweils eine Lehrkraft und ein Tourguide anschlossen. Während eine der beiden Gruppen direkt mit der Führung begann, gab es für die andere Gruppe zunächst eine 45-minütige „kleine“ Vorstellungsrunde.

 

Das Alleinstellungsmerkmal der Gedenkstätte ist ihr Stollen, in welchem früher von den Insassen des Lagers die sogenannten „V2-Rakten“ für den Krieg hergestellt wurden. Kurz vor der Befreiung des Lagers zerstörten die Nationalsozialisten die Eingänge, welche erst 1995 wieder freigelegt werden konnten, sodass es wieder möglich war, ihn zu betreten. Die etwa 12 Meter hohen Gewölbe waren früher gleichzeitig Eisenbahntunnel, um die produzierten Raketen direkt abzutransportieren. Heute ist der Boden überzogen mit Schrott, alten Teilen und Maschinen aus damaliger Zeit, sodass die Begehung des Stollens nur über eine kleine Empore möglich ist. Ebenfalls sind nicht die gesamten 12 Kilometer des Tunnels begehbar, sondern nur ein kleiner Ausschnitt. Die Kulisse ist beeindruckend, der Tunnel ist groß, dunkel und kühl, in Kombination mit den alten Raketenteilen fast schon etwas unheimlich. Für uns war es unvorstellbar, wie dort tausende von Häftlingen nicht nur gearbeitet, sondern zunächst auch gelebt, gegessen und geschlafen haben. Unterkünfte, wie in den bekannteren Konzentrationslagern, gab es dort erst später.

 

„Höhepunkt“ des Rundganges war die Besichtigung des einzigen noch original erhaltenen Gebäudes der Anlage, dem Krematorium. Es ist ein sehr kleines Gebäude mit nur wenigen Räumen, welches erhöht auf einem kleinen Hügel steht. Teilweise wurde es im Inneren etwas eng, da die beiden Führungen dort zusammentrafen und etwas mehr als 50 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig die Einrichtung besichtigen wollten. Auch die beiden Öfen, in welchen die Leichen verbrannt wurden, waren noch vorhanden. Da es sich bei dem Konzentrationslager nicht um ein Vernichtungslager mit Gaskammern, sondern um ein Arbeitslager gehandelt hat, benötigte m Einrichtung in Dimensionen, die man von bspw. Ausschwitz kennt. Dennoch betonten die Gruppenleiter, dass das Lager nicht darauf ausgelegt war, den Aufenthalt zu überleben. An den Wänden befanden sich kleine Gedenktafeln mit den Namen einiger Verstorbener und direkt neben dem Krematorium liegt das „Aschegrab“. Die Asche der verbrannten Leichen wurde einfach den Hang des Hügels hinunter geschüttet. Heute wurden über die Asche Steine gelegt. Auf einem kleinen Platz davor standen eine Gedenkstatue sowie zwei Steinplatten, auf welchen den Opfern aller Nationen und Ethnien gedacht wurde, welche von den Nationalsozialisten verfolgt und getötet wurden.

 

Ebenfalls gezeigt wurden uns der Grundriss des ehemaligen Bahnhofs, wo die Häftlinge per Zug in das Lager eingeliefert wurden sowie für eine der beiden Gruppen eine rekonstruierte Baracke von SS-Offizieren. Der große Versammlungsplatz, welcher früher für Appelle und später, zu Zeiten der DDR (diese gründete die Gedenkstätte 1968) für große Zeremonien und zu Festtagen als Redebühne genutzt wurde, stellt das Zentrum des Lagers dar und war ebenfalls ein Stop unserer Führungen.

 

In einer kurzen Pause zwischendurch hatten wir noch die Möglichkeit uns eine kleine Ausstellung im Besucherzentrum anzuschauen. Jedoch blieb dafür im Endeffekt wenig Zeit und so hatte man keine Chance, sich alles genau durchzulesen. Allerdings erfuhren wir, dass einige Häftlinge teilweise in Firmen aus dem nahegelegenen Ort Nordhausen arbeiten mussten. Von den Angestellten wurden sie aber so schlecht behandelt, dass sich die SS genötigt sah, ein Schreiben zu senden in welchem betroffene Mitarbeiter angewiesen wurden nicht so hart mit den Häftlingen umzugehen und „Fehlverhalten“ dem zuständigen SS-Offizier zu melden.

 

Zusammengefasst war der Ausflug sehr interessant und spannend. Wir haben an diesem Tag mehr Informationen und Eindrücke gewonnen, als die meisten von uns auf einmal verarbeiten konnten. Die Gruppenleiter hatten ein wirklich umfassendes Wissen und zu jeder unserer Fragen eine Antwort. Auch die Anlage an sich war beeindruckend, auch wenn es schwer fiel, sich die dort geschehenen Verbrechen tatsächlich vorstellen zu können. Einzig der Spagat zwischen erzählen und zeigen ist den Gruppenleitern nicht ganz gelungen und wir hätten gerne, gerade im zweiten Teil der Führung, noch etwas mehr Zeit für die Besichtigung gehabt, denn auch die Informationen zu einigen Stellen waren deutlich weniger umfangreich als noch im ersten Teil.

So bleibt auch klar: Am Vergangenen trägt die heutige Generation keinerlei Schuld – aber die immense Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht. Diese Verantortung liegt in jedem von uns. #NIEWIEDER

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